Tag 166. 8. August 2022 Artikel in Südostschweiz:
Kyiv, Ukraine
26.-27. Februar 2022
Liebe Alle, die mir schreiben!
Jede eure Nachricht sehe und lese ich.
Ich danke jedem von euch dafür, dass ihr mit mir euer Entsetzen teilt, was gerade in der Ukraine passiert. Nach wie vor bin ich einfach ein Mensch, der zufälligerweise seine Wurzeln in der Ukraine hat. Mein Lebensmittelpunkt liegt allerdings momentan in der Schweiz. Nicht desto trotz trifft mich die Situation in der Ukraine, um genau zu sein in Kiev, sehr hart, unter Anderem weil vier meiner Freunde, deren Familien und ein Mitglied meiner Familie dort sind und zu diesem Zeitpunkt nicht fliehen können.
Ich habe keine Tränen mehr - diese sind mir gestern ausgegangen und das ist gut so, denn …Meine Freund*innen in Kiev, aber auch die Mehrheit meiner Landsleute, haben keine Angst und schieben keine Panik - sie leben im Moment, weil keiner von denen weiss, ob es ein „tomorrow“ gibt. Meine Freund*innen leben in der Realität des Krieges und leugnen es nicht.
Also habe auch ich keinen Grund zur Panik und keinen Platz für die Angst mehr, denn auch für mich ist die russische Aggression auf die Ukraine - meine Realität hier, zwischen Deutschland und der Schweiz lebenden, geworden.
Ich sehe alle eure Nachrichten eures Mitgefühls und vor allem das Entsetzen und die Ohnmacht, die ihr verspürt. Ich kann leider nicht jedem von euch persönlich antworten, also mache ich es auf diesem Wege erneut.
Ohnmacht und Entsetzen in dieser Situation zu verspüren, ist das natürliche, was jeder von uns mit dem gesunden Menschenverstand, Empathie und Gewissen fühlt, denn das gewissenlose Verhalten eines Wahnsinnigen ist für einen Menschen mit Gewissen unbegreiflich und sprengt jegliches natürliche Vorstellungsvermögen.
Allerdings, genau der Zustand von der Ohnmacht, vom Entsetzten und der Aussichtslosigkeit der anderen Menschen spielt zur Zeit dem russischen wahnsinnigen Neo-Führer zu.
Deshalb ist es wichtig gegen das Ohnmachtsgefühl und das Entsetzen zu arbeiten, um handlungsfähig zu bleiben.
Aus meiner Sicht ist es momentan sinnvoll und massgebend sich der Tatsachen bewusst zu sein, dass:
1. Der Krieg nach wie vor vor unserer Tür steht.

Putin lebt in der Vergangenheit und ist besessen von der Idee, mindestens so gross wie es einst die Sowjet Union war, zu werden. Das heisst, sollte es diesem wahnsinnigen Neo-Führer jemals gelingen, die Ukraine von der Landkarte zu tilgen, möglich wäre es, das er die Baltischen und andere NATO-Länder als nächstes angreifen wird. Lasst uns nicht mehr daran denken, dass „Putin strategisch überlegen ist“! Lasst uns lieber der Realität bewusst werden, dass dieser Mensch kein Gewissen hat und grössenwahnsinnig ist! Die Handlungen, die sich keiner von uns, die ein Gewissen haben, vorstellen und glauben kann, ist für solch ein Wesen normal und selbstverständlich. Jedes Land kann als nächstes Ziel der Aggression des Wahnsinnigen werden.

2. Mit Abwarten kann nichts bewegt werden. 

Bitte lasst uns fest daran denken, dass jede unsere doch so kleine und in unseren Augen unbedeutende Handlung der Solidarität mit der Ukraine helfen kann, diese abscheuliche russische Aggression abzuwehren und den Krieg zu stoppen! Jede Stimme, jedes Solidaritätszeichen zählen. Von Blau-Gelben Fahnen an unseren Fenstern, über jede Unterschrift der Petition, die dazu beiträgt den Neo-Führer zu stoppen bis hinzu auf die Strasse gehen und eigene Positionierung öffentlich kundtun - wie es z. B. grad auf den Strassen von Bern und Zürich, Berlin und Madrid, St. Petersburg und Moskau passiert. Oder aber auch sich über das Schweizer Asylrecht informieren und eventuell Änderungen/ Lockerungen mit Initiativen und neuen Petitionen anstossen.

3. Demokratie, Liberalität und Freiheit sind nichts Selbstverständliches. 
In diesem Moment, aus meiner Sicht, kämpfen Ukrainer*innen nicht nur um ihr Leben und Freiheit. Aus meiner Sicht sie kämpfen um ihr Wachstum als unabhängiges Land, um Demokratie und Liberalität, die dort seit 2014 ihre Wurzeln geschlagen haben. Jedem Menschen mit so einer Geschichte, ist es sehr wahrscheinlich bewusst, wieviel Wert die Freiheit, das friedliche und solidarische Miteinander, das Menschenrecht und das Bewahren der Menschenwürde sind. Vielleicht ist es jetzt genau der Zeitpunkt für jeden von uns sich unserer Werte und unseres Handeln, noch mal bewusst zu werden. Als Gegenbeispiel sollte uns die russische Bevölkerung dienen, die mehr als 20 Jahre lang mit ihrem stillen Schweigen sich von diesem Wahnsinnigen entwürdigen, verarmen und verstümmeln liess.
24.-25. Februar 2022 

Es ist Ohnmacht, die sehr wahrscheinlich nicht nur ich alleine, sondern auch viele von euch seit bereits zwei Tagen verspürt. Diese Ohnmacht kann auch an den Handlungen der Politiker*innen abgelesen werden und das ist menschlich.
Seit zwei Tagen ist für mich die Welt nicht mehr, wie sie vorher war!
Das wird sie auch nicht mehr sein!
Seit zwei Tagen bekam ich sehr viele Nachrichten, die mir ihr Mitgefühl und Solidarität äussern. Mit mir, als Person, die ihren Ursprung - zufällig - in der Ukraine hat. Momentan habe ich keine Energie jedem zu antworten, deshalb möchte ich mich auf diesem Wege bei jedem von euch melden.​​​​​​​
Danke, dass ihr euch meldet.
Die Situation, in der wir uns alle seit zwei Tagen befinden, sollte eigentlich vielen von euch aus den Geschichtsbüchern bekannt vorkommen oder aber auch aus den Erzählungen euer Grosseltern. Remember September vor 83 Jahren?

Nun, was geht so in 2022 ab aus meiner Sicht?
Der wahnsinnige kleinwüchsige russische Kremlin Troll spielt mit unserem Gewissen und weil die meisten ein Gewissen haben, ist es schwer zu glauben, dass ein Wesen menschlicher Art solch ein Verhalten an den Tag legen kann. So kommt das Gefühl der Ohnmacht und man ist plötzlich gelähmt. Und genau das spielt dem Kleinwüchsigen zu.
Denn, der russische „heul-doch“-Zar, der sein Land verarmt und beraubt hat, lebt grade seine Bigotry und seinen Grössenwahn aus, in dem er die Ukraine attackiert und somit von seiner eigenen Innenpolitik ablenken versucht. Von dem, wie Menschenrechte im ganzen Land verletzt werden. Von dem, wie Menschen gefoltert und eingekerkert werden, weil sie anders denken und ihre Meinung öffentlich kundtun.
Der alte Bunker-Opa kann es nur schwer ertragen, dass ein Land direkt vor seiner Nase vor 8 Jahren seine, wohl gesagt, recht ungeschickte Marionette gestürzt hat und sich in eine demokratisch-liberale Zukunft hinein zu arbeiten begann.

Und jetzt?

Stellt ihr euch mal vor, ihr steht an einer Haltestelle und von euch wird ein Mensch durch einen anderen Menschen geschlagen. Und stellt euch mal vor, ihr schaut weiter zu, ruft dem Schlagenden zu: „Das ist ein Überfall, das wir durch nichts rechtfertigen werden. Wir sind mit dem Menschen solidarisch, den Du grade schlägst.“ und parallel ruft ihr dem Geschlagenen zu: „In diesem Moment sind wir mit den Gedanken bei Dir“. Fühlt sich irgendwie komisch an, nicht wahr?

Danke, dass ihr mir schreibt und mir eure Solidarität aussprecht, allerdings damit ist meinen Freund*innen, meinen Landsmenschen, die genauso wie ihr, in Frieden ihren morgigen Kafi schlürfen wollen und ihren Kiddies lustige Geschichten erzählen, nicht geholfen.

Wenn ihr wirklich solidarisch sein und dieses verschissene Ohnmachtsgefühl überwinden wollt, appelliere ich an jeden von euch:
1. Geht auf die Strassen und erhebt eure Stimmen, demonstriert für die Schritte in der Politik, die der Ukraine ermöglichen ihre Abwehr zu stärken.
2. Macht mit euren Stimmen die Politik des Weggucken unbequem in der Schweiz, in Deutschland … in welchem Land auch immer ihr grad seid. Z. B. hier: https://sanktionen-jetzt.ch die Petition unterschreiben, damit die Schweizer Regierung aufhört mit den russischen Oligarchen weiter zu flirtet.
3. Informiert euch über die Hilfsorganisationen für Geflüchtete in ihrem Land und spendet soviel ihr mögt zu geben.
4. Gebt Flüchtenden Hilfe, zum Beispiel beim Asylantrag, und unterstützt sie in rechtlichen und organisatorischen Fragen, erklärt die Infrastruktur.
5. Wenn ihr die Möglichkeit habt, ein Zimmer und/ oder eine Wohnung den Geflüchteten zur Verfügung zu stellen, tut das bitte!

Bitte denkt daran, dass das stille Schweigen und Zuschauen dabei, wie die Ukraine von der Landkarte getilgt wird, jeden einzelnen von uns zum Mittäter des wahnsinnigen kleinwüchsigen Kremlin-Troll machen kann.​​​​​​​
Bitte vergesst nicht, dass schon der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien in Texas einen Orkan auslösen kann und so auch jede einzelne Tat von jedem von uns den Krieg in der Ukraine stoppen und viele menschliche Leben retten kann.

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